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Für mehr Toleranz in den Wäldern

Produktion einer Herzensangelegenheit

Als begeisterte Mountainbiker möchten wir mit der Produktionsfirma NACONA unseren Beitrag in der aktuellen Debatte zwischen Wanderern und Mountainbikern einbringen. Deshalb waren wir mit unserem Filmteam mehrere Tage auf dem Battert über Baden-Baden unterwegs und haben einen emotionalen Kurzfilm zum Nachdenken produziert.

Mit der Unterstützung der Darsteller, welche selbst begeisterte Mountainbikler und Wanderer sind, namentlich Uli & Rainer Geier sowie Paul Freudenmacher sowie Hendrik Ockenga (DIMB), Alissa de Vries, MTB Club Wintersdorf e.V., HfM Karlsruhe und dem Sprecher Marc Oliver Gucinski konnten wir dieses Projekt realisieren.

11. November 2015

UPDATE: Ein Jahr danach

Vor gut einem Jahr haben wir den Kurzfilm “Für mehr Tolleranz in den Wäldern” zur Deeskalation im 2-Meter-Regel-Konflikt gedreht. Dieser Film sprengte mit 50.000 Aufrufen all unsere Erwartungen und unterstrich somit die Aktualität der Situation. Zu diesem Zeitpunkt lief gerade die Online-Petition zur Abschaffung der Regelung, welche letztendlich trotz über 58.000 Unterschriften vom Baden-Württembergischen Landtag abgelehnt wurde. Ein Jahr später greifen wir das Thema erneut auf: Was hat sich in der Zwischenzeit getan? Gibt es Verbesserungen? Was sagt Heiko Mittelstädt (DIMB) zum aktuellen Stand und was wird sich in naher Zukunft ändern?

2-Meter-Regel für Mountainbiker besteht weiter

Seit über 18 Jahren gilt in Baden-Württemberg die sogenannte 2-Meter-Regel. Diese sieht vor, dass Waldwege unter 2 Meter Breite nicht von Fahrradfahrern befahren werden dürfen. Mit dieser restriktiven Regelung ist Baden-Württemberg einzigartig. Trotz positiver Berichte aus benachbarten Bundesländern wie Hessen oder Bayern beharrt die Grün-Rote Landesregierung auf dem Gesetz.

Die Empörung der Radfahrer nimmt zu, da sie sich von dieser Regel diskriminiert fühlen. Des weiteren betont die Mountainbikeszene das verschwendete Potential Baden-Württembergs im europäischen Vergleich. Deshalb fordern die Mountainbiker ein zeitgemäßes und bürgerfreundliches Betretungsrecht auf Basis von gegenseitiger Anerkennung, Toleranz und Rücksichtnahme. Besonderes Aufsehen erregte eine Anzahl von Fällen für Mountainbiker im vergangenen Sommer. In der Region um Oberkirch fand man eine mit Schrauben manipulierte Wurzel und einen Baumstamm mit angespitzten Ästen. In Heidelberg wurde ein Drahtseil über die Strecke gespannt, verletzt wurde zum Glück niemand. Bislang gibt es keine Spur zu den Tätern.

Mehr Toleranz_01

Die 2-Meter-Regel löst keine Probleme, sondern schafft viele neue.

– Das Image von Baden-Württemberg als radfreundliche Region leidet, lokale Ferienregionen leiden.
– Bürger werden in ihrer Freizeit pauschal kriminalisiert und müssen mit Anzeigen und Verwarnungen rechnen.
– Diese ungleiche Behandlung der Waldnutzer führt zu einem Gegeneinander statt zu einem Miteinander im Wald.
– Der Radtourismus wird behindert: Attraktive Wegenetze werden durch Verweis auf 2-Meter-Regel und angebliche Haftungsproblematik verhindert. Der Schwarzwald liegt weit hinter vergleichbaren Bikeregionen in Deutschland zurück.
– Die Regelung ist verfassungsrechtlich fragwürdig.

Warum also die 2-Meter-Regel?

Die Zwei-Meter-Regel gilt nicht überall. Und sie ist auch nicht zwangsläufig nötig, denn es zeigt sich: Eigentlich funktioniert es im Wald auch ohne Gesetz und Metermaß zwischen Wanderern und Radfahrern. Dies zeigte eine Studie der Uni Freiburg. In extrem frequentierten Regionen wie am Feldberg ist es sicherlich schwieriger als in entlegenen Gegenden. Heiko Mittelstädt, Projektleiter der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB) unterstütze uns vor einem Jahr enorm bei unseren Dreharbeiten. Er selbst wohnt im Ortenaukreis im Regierungsbezirk Freiburg. Dort treffe er unter der Woche niemanden, wenn er seine Touren fährt, erzählt uns Mittelstädt im Gespräch. Er plädiert, wie viele andere Radsportler für mehr Tolleranz und gegenseitige Rücksichtnahme. Dann brauche man auch nicht diese längst veraltete Regelung. Mittlerweile arbeitet die Landesregierung an legalen ausgewiesenen Mountainbike-Trails und setzt dabei auf Einzelgenehmigungen. Erste Erfolge gibt es durch die Legalisierung von wenigen Freeridestrecken.

Das Pilotprojektes Gipfeltrail im Hochschwarzwald aber, enthält nicht wie angegeben 26% Trails sondern nur rund 10% , von welchen viele unattraktiv sind. Die Mountainbiker mussten sich mit schlecht fahrbaren Rückewegen oder breiten Loipentrassen zufrieden geben. Die Gesamtsituation ist “nicht ausreichend”, denn hinter den einzelnen Öffnungen der Strecken steckt ein bürokratisches Monster. Deshalb wird es nur dort umgesetzt, wo es ein touristisches Interesse gibt. Dies bedeutet im Klartext, dass Radfahrer in anderen Landesteilen damit keine Verbesserung ihrer Situation haben. So wird das Image von Baden-Württemberg auch in den kommenden Bikesaisons weiter leiden.

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Ein Blick in die Zukunft

Dank der Online-Petition verschaffte sich die Mountainbikeszene vor einem Jahr endlich Gehör zu den langersehnten Gesprächen. So besteht seit etwa einem Jahr ein Runder Tisch auf Landesebene an welchem sich die Verbände austauschen. Zum Schluss fügt Mittelstädt hinzu “Wenn der Dialog weitergeht, bin ich zuversichtlich”.

Wir alle müssen uns also noch etwas gedulden und hoffen, dass sich die Situation im kommenden Jahr verbessert, damit Mountainbiker endlich vernünftig ihren Sport in Baden-Württemberg ausüben können – und wir keine illegalen Biker mehr filmen müssen.

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