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RefuG – ein besonderes Musikprojekt

Frühjahr 2015

Ein Projekt entsteht

Unser Büro in der Oststadt befindet sich in der Nähe der LEA, der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Karlsruhe. Durch die räumliche Nähe begegnen wir den Flüchtlingen auf dem Weg zur Arbeit, beim Einkaufen oder wenn wir in der Mittagspause im Park sitzen.

Wer sind diese verschieden Persönlichkeiten?

Wie sind sie nach Deutschland gekommen und was war der Grund, warum sie ihr Heimatland verlassen haben? Wir als Filmproduktionsfirma haben uns diese Fragen gestellt und wollen das Thema, vor allem im Jahr des Karlsruher Stadtgeburtstages, aufgreifen.

Mit einem musikalischen Experiment wollen wir die Verschiedenheit der Kulturen zeigen und haben uns dazu die Musik als verbindendes Element herausgesucht. Dabei entstand ein interkulturelles Musikprojekt mit Menschen, die unterschiedlichere Hintergründe nicht haben könnten: Flüchtlinge und Musiker einer lokalen Band.

März 2015

Gründung der Band

Im März 2015 beginnt die Suche nach unseren Musikern! Einen Künstler der Band „Bewegung tut gut“ kannten wir privat und konnten ihn und die Band vom Vorhaben sofort überzeugen.

Über die Band: „Bewegung tut gut“

Über sich sagen sie folgendes: „Bewegung tut gut begann 2010 als Band, die Jazz und Funk mit minimalistischen deutschen Texten verband, wandte sich nach und nach einer technoideren, groove-basierten Improvisation zu und ist mittlerweile ein Kollektiv aus Musikern, Medienkünstlern und Maschinenbauern. Im Fokus ihrer Arbeiten liegt dabei der soziale Raum, dem sie mit einer situativen Ästhetik zwischen Konzert, Ritual und Performance begegnen und dabei den Dialog von Musik und Körpern suchen, von äußerer und innerer Bewegung.“

Beteiligte der Band

  • Philip Lawall – Keys, Synths, Electronics
  • Chris Vogelmann – Guitar
  • Chris Schock – Sax, Electronics
  • Harry Delgas – Performance, Vocals, Sample
  • Über das Menschenrechtszentrum wurde der Kontakt zu den Asylheimen in und um Karlsruhe hergestellt und wir fanden Famara aus Gambia, Ibrahim aus Syrien und Lucky aus Punjab. In den folgenden Wochen wollen wir die drei Persönlichkeiten mit ihren Geschichten noch genauer vorstellen.

    Wir wählten den Projektnamen RefuG (sprich: Refugee = Flüchtling) – international, simpel und thematisch passend.

    03. Juni 2015

    Kurzporträts der Flüchtlinge

    Famara aus Gambia
    Gambia ist eines der ärmsten Länder der Welt, mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind Analphabeten und circa 50 Prozent leben unter der Armutsgrenze. Neben der Armut, gibt es auch politische Probleme in Gambia. Die herrschende Diktatur in dem Land führte zu finanzieller Unsicherheit und außerdem werden Menschenrechte kaum beachtet. Für viele ist der einzige Ausweg das Land zu verlassen. So beschloss auch Famara, die Reise auf sich zu nehmen um ein besseres Leben beginnen zu können. Mit dem Frachtcontainer kam er nach Deutschland, eine Reise die nicht alle überlebten. Heute ist Famara 28 Jahre alt und zufrieden in Karlsruhe, auch wenn er sein Land, die Kultur und vor allem sein Jazzlokal vermisst. Die Proben mit der Band und seiner Trommel machen ihm sehr viel Spaß und dabei sorgt der ständig lachende Afrikaner immer für gute Laune.

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    Lucky aus Indien
    Der 35-jährige gebürtige Inder ist in der ehemaligen Region Punjab aufgewachsen. Vor zwei Jahren kam er nach Deutschland um hier ein neues Leben zu beginnen. In seiner Heimat besuchte er eine Musik- und Schauspielschule und engagierte sich auch in der Aids-Hilfe. Lucky, so wie er sich selbst nennt, hat sich während seiner Zeit hier selbst deutsch beigebracht. Er lebt in Fischweier und würde sich sehr gerne wieder mehr musikalisch und schauspielerisch entfalten.

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    Ibrahim aus Syrien
    2014 kamen die meisten Flüchtlinge aus Syrien auf dem Seeweg nach Italien. In Syrien herrscht bereits seit fünf Jahren Bürgerkrieg. Ibrahim ist Kurde und lebt schon mehrere Jahr in Deutschland und lebt mittlerweile mit seiner Frau und seinen Kinder in Ittersbach. In seinem Land arbeitete er als Musiklehrer.

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    04. Juni 2015

    Die ersten Proben im Jugendhaus in Mühlburg

    Wir hatten Glück: Wir fanden einen Raum und Ausrüstung zum Proben. Für uns möglich gemacht hat das Guido, der Leiter des Jugendhauses in Mühlburg. Hier trafen sich die Band und die Flüchtlinge zum ersten Mal um gemeinsam Musik zu machen und sich kennenzulernen.

    Die Zutaten für das musikalische Experiment:

    Lucky steht am Keyboard, Famara hatte seine Trommel dabei und Ibrahim spielt auf seiner Gitarre aus Syrien.
    Außerdem Saxophon, Bass und elektronische Zutaten.

    Die Suppe beginnt zu brodeln: Das Saxophon und die spezielle Gitarre wollen noch nicht so recht zusammen harmonieren. Ibrahim versucht der Band zu erklären wie sie ihn begleiten sollen, doch es klappt nicht so wie er möchte. Mit Handzeichen erklären die Bandmitglieder ihm ihre Ideen, auf die er sich einlässt. Der Klang der Musik findet sich und es entstehen Refrains, Solos und Melodien zusammen. Dieses Einfinden passierte bei jedem Lied aufs neue. Wenn Lucky sang oder Keyboard spielte musste sich die Band immer wieder aufs neue finden, organisieren und improvisieren. Aber es klingt. Und zwar gut.

     

    11. Juni 2015

    Die Generalprobe

    Die Konzerte auf der Laborbühne am Kronenplatz und das große Konzert bei der Eröffnungsshow des Karlsruher Stadtgeburtstages stehen kurz bevor. Wir haben noch einen Abend um alle Songs nochmal durchzugehen. Aber wir müssen die Probe pünktlich beenden, das Jugendhaus muss abgeschlossen werden, und wir haben gerade mal knappe zwei Stunden Zeit. Die Zeit reichte leider nicht um alle Songs durchzuspielen und es lief alles drunter und drüber. Aber wie sagt man so schön, „eine verpatze Generalprobe, sorgt für eine gelungene Premiere“.

    19. Juni 2015

    Das erste Konzert

    Es regnet. Und zwar nicht nur leicht, nein, es schüttet nur so. Die Band baut trotzdem auf – und tatsächlich, der Monsunregen hört nach einer kurzen Zeit wieder auf. Glück gehabt. Toncheck und los geht’s. Wir haben es öffentliche Probe genannt, aber es läuft. Und zwar richtig gut. Famara, Lucky und Ibrahim sowie die die Jungs von Bewegung tut gut finden sich und grooven sich warm. Leute bleiben stehen und wippen mit. Man sieht richtig, wie die Anspannung nachlässt. Perfekt, nun steht nur noch ein weiteres Konzert auf kleiner Bühne an und dann geht es zur großen Eröffnungsshow vor dem Schloss. Wir sind gespannt. Und auch aufgeregt.

    22. Juni 2015

    Die Eröffnungsshow

    Was für ein Konzert! Alles passte – alles klappte: RefuG hat das Haus gerockt. Wir sind unglaublich stolz auf Famara, Lucky, Ibrahim und die Band Bewegung tut gut – sie haben die Menge (40.000 verkaufte Karten) mitgenommen, es wurde getanzt und geschaukelt. Zum ersten Mal an diesem Tag. Und was für ein Sound!

    Danke an Markus Lehr und Sebastian Langner fürs Fotografieren und Filmen.

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